WHITE ELEPHANTS — the God of Hollywood wanted white elephants, and white elephants he got — eight of ’em, plaster mammoths perched on mega-mushroom pedestals, lording it over the colossal court of Belshazzar, the pasteboard Babylon built beside the dusty tin-lizzie trail called Sunset Boulevard.
Sündenbabel. Sodom und Gomorra. Kehrseite des amerikanischen Traums. Der einstige Schriftzug Hollywoodland charakteristisch – das Land ist verschwunden, das Maklergeschäft gescheitert. Geplatzte Träume, enttäuschte Hoffnungen. Glitzerland. Glamour und Prunk täuschen das Auge, Bühnenvorhänge verbergen die Schatten, Filmkulissen das Leben. Und doch war und ist und bleibt Hollywood das gelobte Land – wo das kleine, unbekannte Mädchen über Nacht zum Star werden kann. Wo aus Ideen Träume gewoben werden. Wo das große Geld geatmet wird. Egal, welche Skandale die Filmstadt erschüttert haben. Egal, wie viele Leichen sich in ihr auftürmen – Selbstmörder, Drogentote, Vergessene. Egal, wer mit wem auf welcher Orgie kopulierte. Oder gerade deswegen? Jener blendende Glanz, jene Verschwendung, jene Missachtung von Norm und Moral. Das ist amerikanische Freiheit. Und das ist wohliges Schaudern, wenn sich die Abgründe menschlicher Seelen auftun. Also eingetreten in Kenneth Angers Hollywood-Babylon.
Kommentar
I walk along the street of sorrow
The Boulevardof Broken Dreams
Where Gigolo – and Gigolette
Can take a kiss – without regret
So they forget their broken dreams
You laugh tonight and cry tomorrow
When you behold your shattered shemes,
And Gigolo – and Gigolette
Wake up and find their eyes are wet
With tears that tell of broken dreams
(Moulin Rouge)
Anger, einst selbst ein Kinderstar in Hollywood, daneben Filmemacher, Okkultist und Schriftsteller, warf seine Skandalchronik des guten, alten Hollywoods bereits 1959 auf den Markt. Damals veröffentlicht in Frankreich. Teil zwei folgte dann zwei Jahrzehnte später, um noch ein bisschen Öl nachzugießen. Skandale haben immer Saison, gerade die aus Hollywood. Und nicht alles kann davon für bare Münze genommen werden. Eine ganze Ladung mögen Gerüchte und Mutmaßungen sein. Die Quintessenz von Skandalblättchen eben. Die haut er in grossteil schnoddrigen Ton raus, irgendwo zwischen verhöhnend und sensationslüstern, manchmal mitleidig. Material und Mythen hat er zuhauf: Mary Astor, Robert Mitchum, Marilyn Monroe, Jayne Mansfield, Lana Turner, Mae West, James Dean, Fatty Arbuckle, Charlie Chaplin, … 600 Seiten Mord, Totschlag, Sex, Orgien, Drogen, Vertuschung. Eine Achterbahnfahrt durch die Untiefen der Zelluloidträume. So kompakt und unausweichlich negativ, verwundert es, dass aus Hollywood jemals etwas Gutes entsprungen sein könnte. Und damit nicht genug, eine Ladung von Photographien, die schonungslos ins verrottende Herz der Traumfabrik führen: Carole Landis nach ihrem Selbstmord, Lupe Vélez in ihrem Sarg, Thelma Todd nach ihrem Ableben, nicht zu vergessen die zerteilte Leiche der Schwarzen Dahlie. Zwischendurch ein wenig Schlüpfrigkeit mit Nacktbildern von Joan Crawford, Marilyn Monroe oder Greta Garbo.
Das muss man mögen, auch Angers Schreibe, sich vielleicht sogar ein bisschen quälen (schon mal fast siebzig Seiten aufgezählter Selbstmord in Glitzerland reingezogen?) und nicht alles glauben.
Fakten
Hollywood Babylon – I. und II. Akt
Originaltitel: Hollywood Babylon, 1959 / 1984
Kenneth Anger
Hollywood, Skandale