In Key Largo sucht der Kriegsheimkehrer Frank McCloud (Humphrey Bogart) den Vater seines verstorbenen Kameraden Temple auf. Der alte Mann (Lionel Barrymore) sitzt im Rollstuhl und bewirtschaftet zusammen mit seiner Schwiegertochter Nora (Lauren Bacall), ein kleines Hotel. Doch McClouds Ankunft steht unter keinem guten Stern, denn langsam zieht ein Sturm über den Keys auf. Zudem haben ein paar scheinbare Sportfischer das gesamte Hotel gemietet. Bald schon stellt sich heraus, dass ihr Anführer der gefürchtete Gangster Johnny Rocco (Edward G. Robinson) ist, der außer Landes fliehen will. Doch das hereinbrechende Unwetter, zwei Flüchtige Indianer und die herumschnüffelnde Polizei machen den Verbrechern einen Strich durch die Rechnung. Wie die Kaninchen sitzen sie mit ihren Geiseln in der Falle, während der Sturm über das Hotel zieht und die Nerven der Anwesenden blank liegen.
Kommentar
Though he’s mean as can be
Achtzehn Jahre später kehrt der Kleine Cäsar auf die Leinwand zurück, um noch einmal die Schattenseiten des amerikanischen Traums zu proklamieren. Damals wie im 1948 gedrehten Key Largo gespielt von Edward G. Robinson – jetzt als Verbrecher Johnny Rocco. Ein skrupelloser Gangsterboss auf dem Weg außer Landes, feige, hinterhältig, kaltblütig. Ein Produkt des gnadenlosen Kapitalismus, teils selbst gewähltes Schicksal, teils von Erwartungen und Umwelt geprägt. Ein Symbol für Habgier und Korruption, das sich auch nach Ende der Prohibition tief in die amerikanische Gesellschaft gefressen hat, scheinbar untrennbar mit ihr vereint ist. Es ist nicht nur ein Johnny Rocco, es sind die vielen, die überall sitzen und sich bereichern, lügen, betrügen und morden, die den Kriegsheimkehrer Frank McCloud anfangs in Resignation stürzen. Ausgezogen, um gegen das Böse zu kämpfen, sitzt es in seiner Heimat, in den Städten und Verwaltungen, sogar in den abgelegenen Florida Keys. Der Kampf dagegen scheint aussichtslos oder schon verloren. Johnny Rocco muss das Land verlassen – aber er ist davon überzeugt, wieder zu kommen und sich das zu nehmen, was ihm zu steht – mehr. Erst gegen Ende, nach dem reinigenden Sturm, richtet sich McCloud auf, um den Kampf doch noch zu führen. Ein paar Tote und die tragische Figur der Gangsterbraut Gaye Dawn (Claire Trevor) haben ihn zu der Überzeugung getrieben, dass die Welt mit jedem getilgten Johnny Rocco besser dran ist.
What have I gone and done?Claire Trevor liefert auch eine der intensivsten Szenen des ganzen Films – wenn sie, mit den Nerven am Ende, nur für einen Drink, draußen wütet das Unwetter, singt. Ein Lied für den Gangster – Moanin’ Low.
Moaning Low
My sweet man, I love him so
Though he’s mean as can be
He’s the kind of man
Needs the kind of woman
Like me
Gonna die
If sweet man should pass me by
If I die, where will he be?
He’s the kind of man
Needs the kind of woman
Like me
Don’t know any reason
Why he treats me so poorly
What have I gone and done?
Makes my trouble double
With his worries
When surely
I ain’t deserving of none
Moaning Low
My sweet man is gonna go
When he goes, oh, Lordy
He’s the kind of man
Needs the kind of woman
Und Roccos Reaktion darauf – seine herablassende Verweigerung des Drinks. In diesem Moment steht McCloud auf, stellt sich auf die Seite der erniedrigten Frau, um ihr ein Glas einzuschenken. Vielleicht ist sein Kampf noch nicht ganz verloren.
Moaning Low
John Huston (The Maltese Falcon, The Asphalt Jungle) liefert den vierten und letzten Film, in dem Bogart und Bacall zusammen auftraten, und zudem ein Zusammentreffen zweier Stars der Gangsterfilme und Schwarzen Serie – Robinson und Bogart. Herausgekommen ist ein Klassiker des Film noir, dessen scheinbares Happy Ende ein tiefschwarzes Weltbild kaschiert: Ein Mann allein muss sich den Verbrechern stellen und sie auslöschen, in ihrer eigenen Sprache, der Gewalt. Die Staatsmacht erweist sich als unfähig, Johnny Rocco aufzuhalten – er ist zu clever oder sie zu dumm, so dass sie seinen Tricks zum Opfer fällt und sogar Unschuldige ermordet. McCloud kehrt Heim, aber ihm ist bewusst, dass es ein Kampf gegen Windmühlen war. Da sind zu viele wie Johnny Rocco, als dass man sie je besiegen könnte.
Fakten
Deutscher Titel: Hafen des Lasters, Gangster in Key Largo, Gangster von Key Largo
Alternative Titel & Arbeitstitel: –
Studio: Warner Brothers
Regisseur: John Huston
Darsteller: Humphrey Bogart, Edward G. Robinson, Lauren Bacall
Drehbuch: Richard Brooks und John Huston
Musik: Max Steiner
Basierend auf: Maxwell Andersons Key Largo