Auf dem Höhepunkt des Jazzzeitalters, als die Prohibition einfache Bürger zu Kriminellen und einfache Kriminelle zu Berühmtheiten machte, wurden Amerikas Detektivhefte geboren. True Detective kam 1924 zum ersten Mal heraus. 1934, als die Große Depression einige spektakuläre Verbrecher wie Machine Gun Kelly, Bonnie und Clyde, Babyface Nelson und John Dillinger hervorgebracht hatte, war die Zeitschrift so berühmt, dass bekannte Cops und Kriminelle gleichermaßen darum buhlten, sich auf den Seiten der Hefte wieder zu finden. Sogar FBI-Chef J. Edgar Hoover schrieb regelmäßig für das Magazin. Als Alkohol wieder legal, die Depression vorüber, all die berühmtberüchtigten Kriminellen tot oder hinter Gitter und die Verkaufszahlen rückläufig waren, wandten sich die Detectives der Sünde zu, um die Umsätze wieder anzukurbeln. Aufreizende, böse Mädchen in engen Pullovern, geschlitzten Röcken und Pfennigabsätzen schmückten das Magazin und von den Titelseiten rief es Sexgewohnheiten weiblicher Killer, “Die Schlampe hat mich reingelegt” oder kurz und knapp “Böse Mädchen”.
Kommentar
Die Welt der “Detectives” – jener Heftchen, die mit reißerischen Geschichten und auffälligen Covern den amerikanischen Lesern die “wahren” Kriminalgeschichten nahe brachten. In Stil und Titeln nicht weit entfernt von den Pulp-Romanen der Hard-boiled-Ära, deren Autoren sich nicht nur bei Magazinen wie Black Mask ihr Geld verdienten, sondern auch mit Artikeln für die “Detectives”. Jim Thompson zum Beispiel schrieb Storys und stellte Fotos für True Crime-Magazine nach, wenn keine Originale vom Verbrechen verfügbar waren.
Mit ihrem über dreihundert Seiten starken Hardcover-Band True Crime geben Herausgeberin Dian Henson und Autor Eric Godtland einen tiefen Einblick in dieses uramerikanische Subgenre. Ausgehend von der Massenverbreitung von Zeitungen im Amerika des 19. Jahrhunderts hin zur The National Police Gazette, die als eine der ersten Publikationen ihre Berichte über Mord, Verbrechen, Drogenmissbrauch, Gewalt und Sex mit Illustrationen revolutionierte und damit den Grundstein für die Detectives legte, die diese verkaufsfördernde Verbindung von Text und Bild zur eignen Kunstform erhoben. Gefolgt von der Hochphase der True Crime-Magazine, ihrer inhaltliche und visuelle Änderung über die Jahrzehnte, das Wechseln in den Sleaze, bis hin zu ihrem Ausklang in den Siebzigern. Neben etlichen Texten über die Magazine, ihre Entstehung und Bedeutung, beleuchten sie auch die Autoren und die Künstler hinter den Covern.
Herzstück sind dabei natürlich die über 450 Abbildungen – großformatige Cover, Cover und noch mehr Cover. Unzählige Illustrationen in bester Pulp-Manier, die in späteren Jahren mehr und mehr von Fotografien abgelöst wurden. Master Detective, True Detective, Startling Detective, Front Page Detective, Inside Detective, Amazing Detective, … – die Fülle ist erstaunlich. Und die Untertitel sagen alles: America’s Best True Crime Stories, Every Story True, The Truth From Police Records. Zwischen den Illustrationen immer wieder Auszüge aus den Magazine selbst mit brandheißen Berichten über Bonnie & Clyde, Pretty Boy Floyd oder die Gefahren von Alkohol und Drogen.
Fakten
True Crime Detective Magazines 1924-1969
Originaltitel: True Crime Detective Magazines 1924-1969, 2013
Dian Hanson, Eric Godtland
Groschenhefte, Pulps